Trucks

Ylva Dalerstedt
2023-11-30
Nachhaltigkeit Kraftstoff sparen
Author
Ylva Dalerstedt
Segment Manager Long Haul

So wirkt sich die aktualisierte Eurovignetten-Richtlinie auf die Betriebskosten von Lkw aus

Die Lkw-Maut in der EU ändert sich, wodurch die Gebühren deutlich steigen werden, insbesondere für Lkw mit Diesel‑ und Gasantrieb. Als erstes Land wird Deutschland die Mautgebühren auf die neueste Eurovignetten-Richtlinie anpassen. Wie wird die Maut erhoben, und was können Lkw-Fahrer unternehmen, um Emissionen und Kosten zu senken? 
 

Im März 2022 wurde die Eurovignetten-Richtlinie überarbeitet, die die LKW-Mautsysteme in der EU regelt. Nach den neuen Regeln werden die Strassenbenutzungsgebühren für Lkw, die auf Europas Autobahnen unterwegs sind, bis zum Jahr 2030 größtenteils von zeitbasiert auf tatsächlich gefahrene Kilometer umgestellt.
 

Die EU-Mitgliedsstaaten sind außerdem verpflichtet, die Strassenbenutzungsgebühren in Abhängigkeit von der CO2-Emissionsklasse eines Lkw festzulegen. Die Emissionsklasse wird anhand des VECTO-Werts eines Lkw bestimmt, der auf der Grundlage von Dateneingaben des Herstellers mithilfe eines standardisierten Berechnungstools der EU die CO2-Emissionen misst. Seit Januar 2019 müssen alle in der EU verkauften neuen Lkw mit einem zulässigen Gesamtgewicht von mehr als 3,5 Tonnen mit einer zertifizierten CO2‑ und Kraftstoffverbrauchserklärung ausgestattet sein, die mittels VECTO erstellt wurde.
 

Jetzt sind die Lkw-Unternehmen in Europa der Umsetzung dieser Reform einen Schritt näher gekommen. Deutschland wird als erstes Land sein Mautsystem aktualisieren, wobei die Änderungen ab dem 1. Dezember 2023 in Kraft treten.
 

„Das Ziel der EU besteht nicht nur darin, die Lkw-Mautgebühren europaweit in Einklang zu bringen. Die Reform soll auch ein Anreiz für Lkw-Unternehmen sein, auf sauberere Lkw umzustellen, damit kommende Klimaziele erreicht werden können. Aus diesem Grund wird der Betrieb weniger umweltfreundlicher Lkw teurer, um Speditionen zu ermutigen, in bessere Alternativen zu investieren“, so Ylva Dalerstedt, Managerin für die Fernverkehrssparte bei Volvo Trucks. 

Die Spezifizierung eines Lkw bezüglich der Reduzierung des Kraftstoffverbrauchs und damit auch der CO2-Emissionen wird eine grosse Rolle für die Kosten spielen.

Die Art und Weise, wie Mautgebühren in Deutschland derzeit von LKW-Unternehmen erhoben werden, bedeutet, dass sich die revidierte EU-Richtlinie einfach umsetzen lässt. Es werden bereits Gebühren für Luftverschmutzung berechnet, der Mautbetrag ist abhängig von der Entfernung und steht unter der Aufsicht der Regierung. In Mitgliedstaaten, deren Mautgebühren entsprechend erhoben werden (in Polen, Belgien, Österreich, Tschechien, Ungarn, der Slowakei, Slowenien und Bulgarien), müssen die neuen Anforderungen bis März 2024 eingeführt werden.
 

Welche Kosten entstehen Lkw-Unternehmen durch die neue Gebührenstruktur, und wie wird diese umgesetzt?

Lkw, die durch Deutschland fahren, werden in Zukunft deutlich höhere Mautgebühren zahlen. Beispielsweise werden sich die Kosten pro Kilometer für einen 4x2-Lkw mit Dieselantrieb fast verdoppeln – von 19 Cent auf 34,8 Cent. Bisher waren Lkw mit Gasantrieb von der Schadstoffmaut befreit, doch bald wird für diese eine Gebühr von 33,2 Cent pro Kilometer* erhoben (unabhängig davon, ob der Lkw mit erneuerbarem Biogas oder nicht erneuerbarem Erdgas fährt). Das ist beinahe so viel wie für Diesel-Lkw. Das liegt daran, dass die VECTO-Berechnung ausschließlich die CO2-Endrohremissionen zu Grunde legt.
 

Lkw können jedoch optimiert werden, um eine bessere Emissionsklasse zu erreichen und damit eine niedrigere Mautgebühr zu entrichten. Bereits kleine Anpassungen können einen großen Kostenunterschied bewirken, sagt Ylva Dalerstedt. „Bereits eine mittels VECTO berechnete Emissionsreduzierung von 5 % würde dazu führen, dass ein 4x2-Lkw mit Dieselantrieb von Klasse 1 in Klasse 2 aufrückt. Eine weitere Reduzierung um 3 % würde einen Aufstieg in Klasse 3 bedeuten. Das zeigt, dass die Art, wie Sie Ihren Lkw spezifizieren, um den Kraftstoffverbrauch und damit auch die CO2-Emissionen zu verringern, eine große Rolle spielen wird.“
 

Das Mautsystem kategorisiert Lkw nach Gewicht und Achsanzahl, und es gibt fünf Emissionsklassen (mit entsprechenden Gebühren pro Kilometer), wie in der Animation unten dargestellt.

*Die Angaben basieren auf einem Lkw von mehr als 18 Tonnen Gewicht und mit mehr als fünf Achsen.

Deutschland wird das erste Land sein, das am 1. Dezember 2023 die neuen Emissionsklassen einführt, wobei die Gebühren für Lkw mit Diesel‑ und Gasantrieb deutlich steigen werden. Die insgesamten Mautkosten hängen vom Gewicht und der Anzahl der Achsen eines Lkw ab.

Es sei darauf hingewiesen, dass die Einstufung eines Fahrzeugs in die CO2-Emissionsklassen 2 und 3 sechs Jahre nach der Erstzulassung neu berechnet wird (basierend auf den zum Zeitpunkt der Überprüfung geltenden Grenzwerten).
 

Auf diese Weise soll dem Verlaufsplan der EU zur Emissionsverringerung von Lkw entsprochen werden: eine Reduzierung der CO2-Emissionen um 15 % bis 2025 im Vergleich zu 2019 (für 6x4- und 4x2-Lkw mit Dieselantrieb) und ein höheres erwartetes Ziel bis 2030 (ab 2025). Auch die Grenzwerte für CO2-Emissionsklassen variieren und werden jedes Jahr strenger.
 

Wie lässt sich ein LKW so spezifizieren, dass er den bestmöglichen VECTO-Wert erzielt?

Zur Steigerung der Energieeffizienz müssen bei der Spezifikation eines Lkw vier Schlüsselfaktoren berücksichtigt werden: die Aerodynamik, der Antriebsstrang, der Rollwiderstand und das Gewicht.
 

Tatsächlich kann die Aerodynamik eines Lkw mit typischem Dieselantrieb im Fernverkehr bis zu ein Drittel der Kraftstoffverluste ausmachen. Form und Design des Fahrerhauses sollten den Luftwiderstand minimieren. Darüber hinaus können Windabweiser angebracht werden, um den Luftstrom am Lkw seitlich und oben zu verbessern.
 

Die Wahl des Antriebsstrangs (für Lkw mit Dieselantrieb) und der Nebenaggregate sind von entscheidender Bedeutung. Den größten Einfluss haben Motor, Antrieb und Tempomat, deren Effizienz durch die neueste Technologie gesteigert wird. Turbo-Compound-Motoren liefern heute mehr Leistung und erzielen eine höhere Kraftstoffeffizienz, und automatisierte Getriebe nutzen Echtzeitdaten zur Optimierung jedes einzelnen Gangwechsels. Der Einsatz einer vorausschauenden Geschwindigkeitsregelung hilft, auch in hügeligem Gelände Kraftstoff zu sparen.
 

Der Rollwiderstand macht etwa 9 % des Kraftstoffverbrauchs eines Lkw aus, wobei die Reifen der wichtigste Faktor zur Verringerung dieser Verluste sind. Der optimale Reifen für einen Lkw für den Fernverkehr sollte einen geringen Rollwiderstand aufweisen (in Europa idealerweise Reifenlabel Klasse A) und aus einer Gummimischung für minimale Reibung hergestellt sein.
 

Zusätzlich trägt eine Leichtbauspezifikation zur Verringerung der CO2-Emissionen von Lkw bei. Für Fahrten auf Autobahnen, bei denen unebenes Gelände keine Rolle spielt, können ein leichterer Fahrgestellrahmen, eine leichtere Vorderachsaufhängung, eine leichtere Hinterachse sowie andere leichtere Komponenten gewählt werden.
 

Alternativ wäre jetzt ein guter Zeitpunkt, über emissionsfreie Lkw nachzudenken, schlägt Ylva Dalerstedt vor. „Emissionsfreie Fahrzeuge wie batteriebetriebene Elektro-Lkw und Brennstoffzellen-Elektrofahrzeuge sind bis zum 1. Januar 2026 von CO2-Gebühren befreit, und anschließend wird ein stark reduzierter Mautsatz eingeführt.“ Diese Fahrzeuge sind die erste Wahl, wenn Sie Ihren CO2-Fußabdruck und potenziell Ihre Gesamtbetriebskosten langfristig reduzieren möchten.“
 

Wie wirken sich entfernungsabhängige und CO2-basierte Mautgebühren auf die Lkw-Branche aus?

Deutschland wird als erstes Land die revidierte Eurovignetten-Richtlinie einführen, die übrigen EU-Mitgliedstaaten folgen in den Jahren 2024–2025. 
 

Auch der Rest der Welt beginnt Interesse an der Herangehensweise in Europa zu zeigen, erklärt Ylva Dalerstedt. „Insbesondere VECTO wird von Ländern wie Malaysia und China genau verfolgt, die ein ähnliches CO2-basiertes Berechnungstool für die Lkw-Maut einrichten wollen.“
 

„Alles in allem ist dies eine grossartige Reform für Europa und die Lkw-Branche insgesamt. Zum ersten Mal werden Lkw-Unternehmen ermutigt, sich um bessere Lösungen zur Reduzierung der CO2-Emissionen zu bemühen, und Lkw-Hersteller erhalten klare Zielvorgaben, auf die sie hinarbeiten können, um solche Lösungen bereitzustellen. Und genau das ist nötig, um den Weg zur Emissionsfreiheit zu unterstützen.“

Erfahren Sie hier mehr über die verschiedenen Wege in eine Zukunft ohne fossile Brennstoffe, oder lesen Sie, wie sich VECTO auf LKW-Besitzer auswirkt.

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